Von Delhi bis Kathmandu im April 2012: Indien

Nach langer Zeit war es Ende März 2012 endlich mal wieder so weit: nicht nur ging es für mich seit 2007 zum ersten Mal wieder aus Europa raus, es standen wieder einmal Länder auf dem Programm, die ich bisher noch nie besucht hatte: Indien und Nepal.

Für beide Länder war ein Visum notwendig, wobei das für Nepal auch an der Grenze hätte beschafft werden können: da wir in Frankfurt aber erfreulicherweise nicht nur ein indisches Konsulat gibt, sondern auch eines von Nepal, haben wir uns dazu entschieden, gleich beide Visa vorab zu beantragen.

Für Indien wird diese Aufgabe von einem externen Dienstleister übernommen, was aber auch problemlos und schnell geklappt hat – binnen einer Woche hatten wir unsere Pässe mit Visum zurück. Die Visumsbeantragung für Nepal war sogar noch einfacher – zum Konsulat fahren, Antrag ausfüllen, Gebühr bezahlen, ca. 15-20 Minuten warten und schon hat man seinen Pass mit Visum wieder in der Hand.

Unsere Reise hatten wir beim Veranstalter „G Adventures“ gebucht, der Routenverlauf war von Delhi nach Jaipur, Agra, Orchha, Varanasi, dann über die Grenze nach Nepal nach Lumbini, in den Chitwan National Park, nach Pokhara und zum Schluss nach Kathmandu.

http://www.gadventures.com/trips/delhi-to-kathmandu-adventure/AHDK/2012/

New Delhi, India Gate

Nachdem wir uns am frühen Nachmittag des 31. März mit unserem Tourguide getroffen hatten, war für den späteren Nachmittag ein Rundgang zum India Gate und wahlweise noch zum Connaught Place angesetzt.

India Gate wurde im frühen 20. Jahrhundert von der britischen Kolonialmacht errichtet, um den gefallenen Soldaten unter anderem des 1. Weltkrieges sowie dem Krieg an der Nordwestgrenze zu Afghanistan im Jahre 1919 zu gedenken, die Namen von über 100.000 Soldaten sind eingraviert worden.

Der Bogen wurde dem Arc de Triomphe in Paris nachempfunden, entworfen wurde er vom britischen Architekten Edwin Lutyens.

Weitere Infos:

http://de.wikipedia.org/wiki/India_Gate

Auf dem Weg von unserem im Viertel Karol Bagh gelegenen Hotel zum India Gate haben wir als erstes die Metro von New Delhi kennen gelernt – wobei wir, bevor wir einen der Züge von innen sehen konnten, zunächst durch Metalldetektoren durch mussten: schon ungewöhnlich, wenn man bedenkt, wie einfach und – vor allem – unkontrolliert wir hier in Europa in unsere Züge einsteigen.

Da wir uns zu diesem Zeitpunkt bereits der Rush Hour näherten, waren die Züge schon recht gut gefüllt – wie voll sie werden können, haben wir dann aber erst auf dem Rückweg erlebt.

Von der Station Karol Bagh aus ging es per Zug der Blue Line bis Rajiv Chowk, von dort mit der Yellow Line bis zur Station Central Secretariat – von hier dann weiter zu Fuß. Nach ein paar Metern waren wir an der Straße Rajpath angekommen, die vom Präsidentenpalast aus in einer geraden Linie bis hin zum India Gate führt, links und rechts der Straße sind Grünflächen, die von den Einwohnern Neu Delhis scheinbar auch gerne zur Entspannung oder einem gelegentlichen Picnick genutzt werden.

Hier konnte ich dann auch die ersten mobilen Verkaufsstände – umgebaute und mit Waren zugehängte Fahrräder – sehen, ein Anblick, der zu diesem Zeitpunkt für mich noch neu war, was sich im Laufe der weiteren Reise dann aber doch recht schnell geändert hat.

Auch der Straßenverkehr in Indien kam mir hier noch chaotisch und hektisch vor – rückblickend muss ich sagen, dass der Verkehr in Delhi schon fast harmlos und gesittet gelaufen ist… auch wenn hiesige Verkehrspolizisten sicher auch in Delhi schon die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden: es gibt schon einen triftigen Grund dafür, warum manche davon überzeugt sind, dass „India“ eine Abkürzung für „I nearly died in accident“ ist.

Nach unserem Rundgang um das India Gate ging es für uns die gleiche Strecke wieder zurück, diesmal mit dem Blick auf dem Präsidentenpalast, um dann wieder mit der Metro nach Karol Bagh zurück zu fahren und uns im Hotel auf die frühe Abreise am nächsten Morgen vorzubereiten.

Per Zug von Delhi nach Jaipur

Am nächsten Morgen war es dann so weit – zunächst hieß es früh aufstehen, denn unser Zug fuhr bereits um 6:05 Uhr ab.

Nachdem wir uns also kurz nach 5 Uhr an der Rezeption vom Hotel mit dem Rest der Gruppe getroffen haben, wurden wir auf mehrere Kleinbusse verteilt, die uns, samt Gepäck, zum Bahnhof von Neu Delhi gebracht haben. Hier angekommen ging es mal wieder durch Metalldetektoren, das Gepäck wurde durchleuchtet, und schon waren wir auf unserem ersten Bahnsteig in Indien angekommen.

Nun hieß es warten, da der Zug noch nicht eingetroffen war. Als er dann eintraf, konnten wir eine weitere Eigenart der indischen Bahnen beobachten: die Züge fahren im Schneckentempo in den Bahnhof ein, regelmäßig hupend, damit eventuell noch immer auf den Gleisen herumlaufende Personen sich schnell genug aus dem Staub machen können.

Bald darauf hatten wir im Zug Platz genommen und die Fahrt ging los, zunächst noch durch einige Bezirke von Neu Delhi, dann durch Vororte, am Flughafen vorbei, dann wurde es ländlich – der Blick auf dem Fenster präsentierte einem bereits ein ziemliches Kontrastprogramm, einige der gravierendsten Probleme Indiens wurden auch sehr schnell sichtbar, das am schnellsten erkennbare: überall herumliegender Müll, für den sich niemand zuständig fühlt, den auch keiner wegräumt. Entlang der gesamten Strecke – gleiches galt auch auf unseren weiteren Bahnfahrten – lag tonnenweise Müll, oft genug auch dadurch, dass er schlichtweg einfach aus dem fahrenden Zug geworfen wurde.

Die weitere Fahrt führte uns durch ländliche Regionen, kleine und mittelgroße Orte, an Fabriken und Feldern vorbei, durch zahlreiche Bahnhöfe und über etliche Bahnübergänge: was diese angeht, so gelten in Indien auch ganz eigene Gesetze, das oberste Gesetzt lautet dabei: alle stellen sich ganz vorne an.

Auf einer regulären Straße (eine Spur je Richtung) werden regelmäßig einfach gleich auf ganzer Breite mindestens 3 oder 4 Spuren nebeneinander aufgemacht, natürlich auf beiden Seiten des Bahnübergangs. Dass dies den Verkehr nach Öffnung der Schranken natürlich nicht unbedingt reibungslos fließen lässt, dürfte für jeden Beobachter, wie auch jeden Teilnehmer, klar sein, aber vielleicht gewinnt man ja dennoch ein paar Sekunden im Vergleich zum schnöden Anstellen am Ende der Schlange – egal, dass die Sekunden dadurch erkauft werden, dass wirklich alle minutenlang warten müssen, so lange der Verkehrsknoten am Bahngleis langsam entheddert wird.

Nach circa 4 Stunden Zugfahrt trafen wir dann am späten Vormittag in Jaipur ein, wo wir uns durch das Chaos des Bahnsteiges zu Rickshaws durchkämpften, von denen wir durch Jaipur hindurch zu unserem Hotel, dem Bissau Palace, gefahren wurden.

In einem der Rickshaws präsentierte der Fahrer ganz stolz den Fahrgästen auf seinem Telefon den Titel „Barbie Girl“ von Aqua als den aktuellen Superhit… sehr zur Freude der Fahrgäste… 🙂

Jaipur – die rosarote Stadt

Nach unserer Ankunft hatten wir, wie auf unserer Tour üblich, zunächst etwas Zeit, uns im Hotel zu erfrischen, danach ging es auf einen Orientierungsrundgang.

Vom Hotel aus ging es somit die Straße hinab zum Obst- und Gemüse-Markt, wo wir später auch noch günstig eingekauft haben. Von hier aus ging es einmal um die Ecke und schon befanden wir uns am Chandpol Gate, dem westlichen Eingang zur „Pink City“.

Entlang des Chandpol Bazar konnten wir nun unzählige kleine Geschäfte sehen, in denen Gewürze, Obst und Gemüse, Reis und Nudeln, Elektronik, Werkzeuge, indische Klimaanlagen, Koffer, Brautmoden sowie alles andere, was man sich ausdenken kann, angeboten wurde.

Unterwegs kamen uns noch Mitglieder der „King’s Band“ in voller Montur entgegen, die regelmäßig auf Veranstaltungen, Paraden und Hochzeiten auftreten.

Während wir uns so langsam aber sicher den Chandpol Bazar entlang bewegten fiel uns auch zum ersten Mal ein Phänomen auf, welches uns die ganze Reise über begleitete: wir waren vielleicht in Indien um die dortigen Attraktionen zu sehen, für viele Inder wiederum war aber eine Gruppe nicht-indischer Besucher (15 Besucher, davon 14 Frauen, viele davon auch noch blond) eher eine „besuchende Attraktion“: regelmäßig konnte man Menschen jeden Alters dabei beobachten, wie sie – ganz „unauffällig“ natürlich – zufälligerweise ihre Handy-Kameras in unsere Richtung hielten und versuchten, so viele Mitglieder der Gruppe aufzunehmen, wie möglich.

Weiter ging es dann in Richtung City Palace, ein Palast, der auch heute noch zu einem Teil von der Familie des Maharajas bewohnt wird – der andere Teil ist zu einem Museum für die Geschichte von Jaipur umfunktioniert worden. Sehenswert ist auch die astronomische Sternwarte Jantar Mantar gegenüber vom Palast.

Auf dem Weg zurück zu unserem Hotel kamen wir noch an einer weiteren Sehenswürdigkeit der Stadt vorbei, dem Hawa Mahal, auch „Palast der Winde“ oder „Palast der Balkone“ genannt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Jaipur

http://en.wikipedia.org/wiki/Jaipur

Jaipur – Amber Fort

Eines der Highlights unseres Besuchs in Jaipur war die Besichtigung vom Amber Fort, einer ca. 10 Kilometer außerhalb von Jaipur liegenden Festung. Das Wort „Amber“ hat dabei nichts mit Bernstein (englisch „amber“) zu tun, sondern damit, dass es sich zur Zeit seiner Erbauung in der Stadt Amber befand, welche heute ein Teil von Jaipur ist.

Das Amber Fort war der Sitz des regierenden Kachhawa Clans, es wurde aus weißem Marmor und rotem Sandstein erbaut: die Bauweise ist, wie oft in Indien, eine Mischung aus indischer und arabischer Architektur.

Das heute zu besichtigende Fort wurde ab dem Jahre 1592 im Auftrag von Raja Man Singh I auf den Überresten einer vorher dort stehenden Festung errichtet, über die nächsten 150 Jahre haben verschiedene Herrscher an der Festung ihre (architektonischen) Spuren hinterlassen, bis schließlich der Kachhawa Clan seinen Regierungssitz nach Jaipur verlegte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Amber_(Indien)

http://www.tourismtravelindia.com/rajasthanportal/touristattractions/amberfort.html

Bevor man das Fort erreicht geht es entlang des Maota Lake, dann über eine Mauer, die diesen begrenzt; von dieser Mauer hat man einen guten Blick auf das Fort, aber auch auf den See, nur dass man beim Blick in den See lieber nicht direkt ins Wasser schauen sollte, da dies den ungetrübten Anblick doch ruinieren kann: es schwimmen unmengen an Fischen und Blumen – soweit so gut – an der Mauer entlang, aber leider auch Plastiktüten und sonstigen Müll, denn Besucher, ohne darüber nachzudenken, hier einfach ins Wasser geworfen haben.

Das Fort besteht aus verschiedenen Teilen, wie der Diwan-e-Aam (Ort für öffentliche Audienzen), dem Diwan-e-Khas (Ort für private Audienzen), dem beeindruckenden Sheesh Mahal (Spiegelpalast) und dem Sukh Niwas, in dem durch Wasserkaskaden immer ein angenehm kühles Klima herrschte.

Jaipur – Jal Mahal

Auf dem Weg zurück vom Amber Fort nach Jaipur hielten wir noch kurz am Jal Mahal, dem im Man Sagar Lake gelegenen Wasserpalast.

Optisch wird dieser Palast von Besuchern auch gerne für das z.B. aus dem James Bond Film Octopussy bekannte Lake Palace Hotel in Udaipur gehalten, es handelt sich aber durchaus um zwei unterschiedliche (und ca. 300km von einander entfernte) Bauwerke.

Im 18. Jahrhundern inmitten des Sees gebaut wurde das Jal Mahal mehrere Jahren renoviert, die Renovierung wurde 2011 abgeschlossen: uns wurde auf unserer Reise gesagt, dass hier demnächst ein Restaurant eröffnet werden soll, einige im Internet nachlesbare Artikel sprechen von einem 100- sowie einem 330-Betten-Hotel im oberen Preissegment, speziell auf Konferenzen ausgerichtet; die Webseite der Betreibergesellschaft ist allerdings leer – mehr als ein weißer Bildschirm erscheint nicht, wenn man bedenkt, dass bereits im August 2010 in einem Zeitungsartikel die Eröffnung für Oktober (des gleichen Jahres) angekündigt wurde, wird sich wohl zeigen müssen, ob dieser Palast wirklich wieder eröffnet wird.

http://en.wikipedia.org/wiki/Jal_Mahal

Jaipur – Durch die Strassen zum Markt

Da wir wussten, dass wir am nächsten Morgen wieder einige Zeit im Zug verbringen würden, diesmal ein Zug, in dem es nichts zu Essen geben würde, beschlossen wir, am Nachmittag nochmals zurück zum Markt am Chandpol Gate zurück zu kehren, um uns mit frischem Obst für die Fahrt einzudecken.

Zunächst ging es durch die schmale Straße am Hotel, vorbei an einzelnen mobilen Verkaufsständen, bis zum Markt, wobei uns beim ersten durchlaufen kein Stand besonders sympathisch erschien. Also beschlossen wir, einfach noch ein bisschen weiter zu laufen. Dabei kamen wir an mehreren Hotels vorbei – bei denen wir froh waren, dass wir darin nicht untergebracht waren, wobei auch eine wirkliche Kuriosität dabei war: das Bismillah Hotel hat auf den ersten Blick eine geradezu futuristische Fassade – schaut man aber genau hin, sieht man durch die Fenster hindurch, dass hinter der Fassade tatsächlich ein altes Gebäude steht, welches durch die davor gesetzte Fassade versteckt wird.

Auf den Straßen waren um diese Zeit, wie eigentlich immer, zahllose Menschen unterwegs, es begegneten einem traditionelle Saris und Dhotis genau so wie westliche oder arabisch anmutende Kleidung. Und natürlich waren hunderte Rickshaws unterwegs, sowie auch dutzende – teils recht abenteuerlich beladene – Lastwagen.

Schlussendlich kehrten wir dann wieder auf den Markt zurück, kauften ein paar Mangos, Weintrauben, Äpfel und Bananen, zahlten, und gingen wieder unseres Weges zurück zum Hotel.

Vor dem Hotel war dann noch eine Kuriosität geparkt: ein Rickshaw mit Werbung auf Holländisch…

Jaipur – Bissau Palace Hotel

Ich werde jetzt sicherlich nicht jedem unserer Hotels einen eigenen Artikel widmen, aber das Bissau Palace hat einen verdient.

Inmitten der doch recht quirligen und lauten Stadt Jaipur befindet sich dieser alte Palast, der zu einem Hotel umgebaut wurde. Die Zimmer sowie die öffentlichen Bereiche sind mit einer kaum zu beschreibenden Liebe zum Detail renoviert worden und werden, allem Anschein nach, sehr gut gepflegt.

Zusätzlich verfügt das Hotel über eine Dachterrasse, von der man einen herrlichen Blick über die Stadt hat, sowie auf eine der Festungen, die sich in Jaipur befinden. Leider war das „Rooftop Restaurant“ während unseres Aufenthalts geschlossen, aber dennoch (oder vielleicht auch gerade weil es da oben so ruhig war) war es für uns in den zwei Tagen der bevorzuge Rückzugsort.

http://www.bissaupalace.com/

Zugfahrt von Jaipur nach Agra

Am 3. April war es wieder so weit, die Tour ging weiter zum nächsten Ort: an diesem Tag war unser Ziel Agra.

Daher hieß es wieder „früh aufstehen“, denn um kurz nach 6 Uhr morgens ging bereits wieder unser Zug, der uns in etwas über 4 Stunden bis nach Agra, zur Agra Cantt Railway Station, brachte.

Entlang der Strecke waren wieder einmal zahllose Ortschaften zu sehen, mit Gebäuden in verschiedenen Stadien des Verfalls (gelegentlich auch gleich mit der Aufschrift „Abandoned“ – also „Verlassen“), gelegentlich auch bereits mit recht kräftigen Bäumen, die aus ihrer Mitte heraus wuchsen, einige Baustellen, die den Eindruck erweckten, dass sie es nie bis zu einem fertigen Gebäude schaffen würden, zahllose Bahnübergänge an denen auch wieder das bereits bekannte Verfahren „alle ganz nach vorne“ praktiziert wurde, aber auch etliche belebte Ortschaften, in denen das Leben ganz normal seinen Gang zu gehen schien.

Im Laufe der Fahrt wurde dabei die Landschaft auch immer trockener, was sich auf der folgenden Zugfahrt noch fortsetzen sollte – was auch dazu führte, dass nun plötzlich nicht mehr nur Pferde oder Esel dazu benutzt wurden, um Karren die Straße entlang zu ziehen: nun konnten wir immer mehr Kamele im Dienst sehen.

Das Agra Fort

Nach unserer Ankunft in Agra ging es, wie üblich, zuerst ins Hotel, wo wir uns etwas erfrischen konnten, außerdem hatten wir noch Zeit für ein Mittagessen, bevor es wieder los ging. Unser erstes Ziel war das Agra Fort.

Der Bau des Forts, welches auch das Rote Fort genannt wird, begann 1565 unter Kaiser Akhbar. Die Mauern, welches den aus rotem Sandstein und weißem Marmor gebauten Komplex umgibt, ist 2,5 Kilometer lang, in ihr befinden sich zwei Tore, das Delhi Gate und das Amar Singh Gate. Ursprünglich wurde das Delhi Gate hauptsächlich benutzt, heute gelangt man jedoch nur noch durch das Amar Singh Gate hinein.

Nachdem man das Tor passiert hat geht man in einem relativ schmalen Gang bergauf, was unter anderem auch als Verteidigungsmechanismus gedacht war: wären hier Angreifer eingedrungen, hätten sie zunächst den Nachteil, bergauf laufen zu müssen, außerdem hätten die Truppen innerhalb des Forts zur Verteidigung Gegenstände diese Steigung hinabrollen lassen können.

Das Fort besteht aus zahlreichen Palästen, das Khas Mahal, das Shish Mahal, Muhammam Burj, außerdem finden sich hier Räume für Empfänge. Einige davon wurden von Shah Jahan gebaut, der auch das Taj Mahal errichten ließ. Die Erweiterungen, die er hinzufügen ließ sind großteils in weißem Marmor errichtet worden, oft mit Edelsteinen, die in den Marmor eingelassen wurden. An manchen Stellen sieht man bis heute noch Edelsteine – viele wurden jedoch bereits im Laufe der Jahre von Besuchern mitgenommen.

Zwei Moscheen, auch aus weißem Marmor errichtet, befinden sich auch im Fort, die Moti Masjid, welche von Shah Jahan errichtet wurde, sowie die Nagina Masjid, die von seinem Sohn Aurangzeb erbaut wurde.

Shah Jahan wurde von seinem Sohn im Agra Fort gefangen gehalten, nachdem dieser die Macht übernommen hatte. Der Sage nach ist Shah Jahan im Musammam Burj gestorben, ein Turm am Rande des Forts, von dem aus er von einem aus Marmor gebauten Balkon Blick auf das Taj Mahal hatte: mit dem Blick in genau diese Richtung soll er nach seinem Tode gefunden worden sein.

Das Agra Fort ist Teil des UNESCO Weltkulturerbe.

http://whc.unesco.org/en/list/251

http://asi.nic.in/asi_monu_whs_agrafort.asp

Das Taj Mahal

Am Agra Fort stiegen wir wieder in Rickshaws ein, um die kurze Strecke zum Highlight des Tages – eines der Highlights der Reise überhaupt – zurück zu legen: es ging nun zum Taj Mahal.

Aber erst noch einmal ein paar Stunden zurück: bevor wir uns vom Hotel aus in Richtung Agra Fort auf den Weg machten, bekamen wir von Khushwant, unserem Tourguide, genaue Infos darüber, was wir dabei haben dürften und was nicht: jegliche Form von Kosmetik- oder Sonnenschutzartikeln sind untersagt (da wohl schon des Öfteren einige „Helden“ der Meinung waren, dass das Taj Mahal etwas mehr Glanz vertragen könnte und sie dafür doch gerne etwas von ihrer Sonnencreme opfern würden), für Kaugummi gibt es am Taj Mahal auch keine große Gegenliebe, wie auch für andere Süßigkeiten – im Wesentlichen hieß es: eine Flasche Wasser, die Kamera und die Schuh-Schutzsocken, die uns ausgehändigt wurden, mehr oder minder alles andere würde uns am Eingang abgenommen werden, und zwar ohne die Möglichkeit, die Sachen später wieder zurück zu bekommen.

Als „brave“ Touristen hielten wir uns natürlich an die Vorgaben, auch wenn ich später in meinem Kamerarucksack noch eine Packung Kaugummis entdeckt habe, die aber auch bei der Kontrolle niemanden interessiert hat.

Der Weg zum Taj Mahal führte uns zunächst die Hauptstraße am Fort wieder zurück zu einem großen Kreisel, an dem wir vorher schon vorbei gekommen waren, dort über ein paar Treppenstufen und dann hinein in Elektro-Busse, die für die Käufer der sogenannten „High-Revenue-Tickets“ (ich meine, so hießen sie), sprich: Tickets für Ausländer, im Preis enthalten waren. Auch wenn wir beide mit der Hitze gut zurecht kamen, die Strecke in diesen Bussen zu fahren, statt zu gehen, tat doch irgendwie ganz gut.

Am Ende der Busfahrt ging es zur ein paar hundert Meter weiter gelegenen Einlasskontrolle am Western Gate, hatte ein bisschen was von Flughafen-Feeling: man wurde durchleuchtet, gegebenenfalls abgetastet und musste, falls man eine Tasche dabei hatte, diese öffnen und auch durchsuchen lassen. Durch die Kontrolle waren wir recht schnell durch, und schon ging es weiter.

Kurz darauf befanden wir uns am Eingangsgebäude zum eigentlichen Park, in dem sich das Taj Mahal befindet: hier wurde mir von unserem Tourguide noch die Linie gezeigt, auf der ich (mit dem Fotoapparat in der Hand) entlang gehen sollte, um den besten Blick – das Taj Mahal exakt in der Mitte des Torbogens – zu erhalten. Nachträglich (wieder zurück daheim) habe ich zwar bemerkt, dass ich scheinbar doch nicht exakt die Mitte getroffen habe, aber beim ersten Besuch muss ja nicht gleich alles perfekt verlaufen… man muss sich ja auch Gründe belassen, wieder her zu kommen… 😉

Kurzum – der Blick auf das Taj Mahal durch den Bogen, nach dem Eintritt in den eigentlichen Park, aus der Nähe und aus der Entfernung war beeindruckend.

Bevor wir uns dem Monument aber nähern durften, bat uns Khushwant zunächst in einen Seitenteil des Parks, um uns dort die Geschichte des Taj Mahals zu erklären: es war einer der Momente auf der Reise, in denen ich bereut habe, dass mein Fotoapparat keine Videos aufnehmen kann – die Leidenschaft und Begeisterung, mit der er die Geschichte erzählt hat, war einfach beeindruckend.

Nach der Geschichte des Taj Mahals ging es für uns los, das Ganze mit eigenen Augen zu sehen. Ich werde immer wieder gefragt, ob das Taj Mahal in Realität wirklich so beeindruckend ist, wie man sich es vorstellt, wie es immer in Dokumentationen gezeigt wird – aus meiner Sicht kommen die Bilder und Filme an die Realität nicht heran: man muss es einfach selbst gesehen haben.

http://tajmahal.gov.in/

http://de.wikipedia.org/wiki/Taj_Mahal

http://en.wikipedia.org/wiki/Taj_Mahal

http://whc.unesco.org/en/list/252

Keine Überraschung, natürlich ist auch das Taj Mahal Teil des Weltkulturerbes, wie auch das Agra Fort.

Das Taj Mahal wurde zwischen 1631 und 1648 von Shah Jahan im Gedenken und als Mausoleum für seine zuvor verstorbene Frau, Arjuman Banu Begum – meist bekannt als Mumtaz Mahal – erbaut. Bei dem Monument handelt es sich um eines der bedeutendsten Beispiele der Mughal Architektur, in der die Einflüsse der persischen, indischen und islamischen Architektur vereint sind.

Als Material wurde weißer Marmor aus Makrana in Rajasthan herbei geschafft, was zu dieser Zeit als solches schon als logistische Meisterleistung zu betrachten war. Im Marmor des Hauptgebäudes sowie der Minarette wurden Verse aus den heiligen Schriften eingraviert, besonders um das Eingangsportal ist dies gut zu erkennen, die Schrift ist dabei ausgesprochen fein gezeichnet.

Im Inneren kann man einen Blick auf eine Nachbildung der Gräber von Shah Jahan – der später auch hier beigesetzt wurde – sowie seiner Frau Arjuman Banu Begum sehen, die Räume sind abgedunkelt und auch nur mit den vorher schon erwähnten Schutzsocken über die Schuhe zu betreten. Natürlich ist fotografieren hier absolut verboten, was aber viele leider scheinbar eher als freundlichen Hinweis als als Anweisung bzw. Verbot sehen, genau wie die Anweisung „Please be quiet“ am Eingang. Kurzum, das Sicherheitspersonal hat genug zu tun. Leider.

Beim weiteren Rundgang fällt – wie auch schon vom Eingang aus – der Blick früher oder später auf die beiden Gebäude, die sich im rechten Winkel links und rechts vom Taj Mahal befinden. Beide Gebäude sind von außen praktisch identisch, im Inneren beherbergt das westlich (vom Eingang aus gesehen links) gelegene eine Moschee, das östlich gelegene wurde als Gästehaus ausgelegt, für die Gäste, die zu den Jahrestagen des Todes von Mumtaz Mahal anreisten.

Von Agra nach Jhansi

Agra war für uns einer der seltenen kurzen Stops – hier haben wir nur einmal übernachtet, bevor es – wieder per Zug – weiter nach Jhansi ging.

Auf der Fahrt waren wieder viele der schon gewohnten Anblicke zu sehen, wobei auf dieser Fahrt die Landschaft noch zerklüfteter wurde, noch karger und noch trockener, genau wie die Temperatur auch mit jedem Kilometer zu steigen schien.

So fuhren wir durch einen Ort mit dem, vielleicht nicht unbedingt beruhigenden, Namen „Mania“, kamen an unzähligen Häusern vorbei, vor denen die kreisrunden Kuhdung-Scheiben aufgetürmt waren, die u.a. als Brennmaterial benutzt werden, trafen auf einem weiteren Bahnhof (auf dem Foto leider nur leicht unscharf im Hintergrund zu sehen) dann auch mal auf einen Zug, der so aussah, wie man sich die Züge in Indien vorstellt (sprich: vollbesetztes Dach), fuhren über Flüsse, vorbei an Tempeln, durch Städte, Bahnhöfe, vorbei an Menschen die die Gleise als Strecke für ihre täglichen Fußwege mitbenutzen, passierten zahlreiche große Werbetafeln und, kurz vor unserem Ziel, dann noch ein großes Fort, welches sehr schön aussah, welches ich aber nur quer durch den Zug durch das Fenster auf der anderen Seite fotografieren konnte.

Nachdem wir in Jhansi angekommen waren, ging es wieder per Rickshaw weiter zu unserem eigentlichen Bestimmungsort: Orchha im Bundesstaat Madhya Pradesh, gelegen am Fluss Betwa und besonders für seine Tempel und Paläste bekannt.

Tara Paper – Papierherstellung mal anders

Auf der Fahrt von Jhansi nach Orchha kamen wir an der Tara Papiermanufaktur vorbei. Hierbei handelt es sich um eine Unternehmung, die 1996 gegründet wurde und seither vielen Frauen aus der Umgebung einen Arbeitsplatz bietet.

Auch wenn die Arbeitszeiten – 8 Stunden am Tag, 6 Tage die Woche – für europäische Maßstäbe natürlich erst einmal viel klingen, so wird den hier arbeitenden dafür auch Betreuung für die Kinder sowie medizinische Versorgung geboten, für viele sonst bestenfalls ein unerreichbarer Traum.

Die hier angebotenen Jobs sind als „Zusatzverdienst“ für die Familien gedacht, also nicht als alleiniges Einkommen.

Das hier hergestellte Papier wird aus Baumwolle hergestellt, dazu liefern zahlreiche Bekleidungshersteller hier ihre Baumwollreste an, die für ihre eigene Produktion nicht mehr geeignet sind, z.B. weil sie zu klein sind und sich daraus nichts mehr schneiden lässt. Die Baumwollstücke werden zunächst farbenrein sortiert, danach gewaschen und weiter verarbeitet. Dabei entsteht, ähnlich wie bei der „normalen“ Papierherstellung eine weiße, breiige Flüssigkeit, die unter Zuhilfenahme von Tüchern abgeschöpft wird. Diese Tücher werden dann in einer Presse bearbeitet, um so viel Wasser wie möglich aus dem Material heraus zu bekommen, danach werden die Bügen weiter getrocknet.

Später werden dann die, nun getrockneten, Bögen von den Tüchern getrennt und zurecht geschnitten – entweder nach Standardgrößen, oder gegebenenfalls nach Kundenwunsch.

Abschließend werden – auch auf Kundenwunsch hin – zum Beispiel Karten noch mit einem Text bedruckt – alles noch per Handarbeit.

http://tara.in/Recycled-Paper.aspx

http://www.devalt.org/Default.aspx

Abends in Orchha

Orchha ist einer von diesen Orten, von denen die meisten sicher noch nie etwas gehört haben – bei einer Größe von irgendwas um 10.000 Einwohnern ist dies sicherlich keine große Überraschung. Wenn man sich dazu ansieht, wie unbeschreiblich „umfangreich“ zum Beispiel die deutschsprachige Seite von Wikipedia zu Orchha ist…

http://de.wikipedia.org/wiki/Orchha

… dann bekommt man auf den ersten Blick auch nicht das Gefühl, als wenn man hier her kommen müsste, wenn man denn tatsächlich mal in der Nähe ist.

[Anmerkung vom 5. Oktober 2019: Inzwischen ist die oben genannte Wikipedia-Seite dann doch etwas ausführlicher geworden – 2012 war sie nahezu nicht existent]

Der Schein trügt.

Natürlich wird man in Orchha keine Stadt wie in Mumbai, Delhi oder Kolkata vorfinden, aber das genau macht ja auch einen Teil des Charmes dieses Ortes aus: es ist ruhig, man muss sich nicht durch unendliche Menschenmassen zu den Sehenswürdigkeiten hindurchschieben, es gibt kein Gedränge, keine Hektik – allerdings auch nicht unbedingt das, was man sich in Europa unter einem ruhigen Dorf vorstellt.

Auch hier ist das Hauptnavigationsmittel, welches in jedem motorisierten Fahrzeug stets gehegt, gepflegt und vor allem benutzt wird, die Hupe: selbst wenn weit und breit kein anderes Auto oder kein anderes Motorrad zu sehen ist, es wird gehupt, es könnte sich ja schließlich hinter der nächsten Ecke ein Verkehrsteilnehmer befinden, der einem sonst in die Quere kommen würde.

Aber zurück zu Orchha: der Ort beherbergt einen wunderschönen alten Tempel, der sich auf einem Hügel inmitten der Stadt befindet, sowie zahlreiche Paläste, von denen wir am kommenden Tag zwei besichtigen würden.

An diesem Abend wiederum haben wir zunächst einige Zeit am Betwa Fluss verbracht, an dem wir dem Sonnenuntergang zugesehen haben; von unserem Aussichtspunkt auf ging die Sonne dabei genau über den Cenotaphs bzw. Chhatris am Flussufer unter.

Danach sind wir vom Fluss aus in den Ort hinein gegangen, haben uns noch den Tempel angesehen und uns danach zum Abendessen mit dem Rest unserer Tourgruppe eingefunden. Zwischen dem Essen und dem Nachtisch sind wir dann noch für einen kurzen Besuch in den aktiven Tempel des Ortes gegangen, wo Khushwant, unser Tourguide, uns die Abläufe und die Hintergründe erklärt hat.

Zum Beispiel hat er dabei eines der klassischen Missverständnisse aufgeräumt: der rote Punkt auf der Stirn hat nichts damit zu tun, ob jemand verheiratet ist, oder einer bestimmten Kaste angehört – er besagt einzig und allein, dass die Person, die den roten Punkt trägt, im Tempel gewesen ist.

Das, wiederum, besagt aber auch nur der einfache rote Punkt – alles, was zum Beispiel an Schmuck darum herum getragen wird, sogenannte Bindis, sind genau das: Schmuck. Sie haben keinerlei religiöse Bedeutung.

Nach unserem Ausflug in den Tempel ging es zurück ins Restaurant, wo ich mit einer Überrachung begrüßt wurde: nachdem ich bei unserem ersten Aufenthalt hier noch alle für später hierher zurück eingeladen hatte, da ich eine Runde ausgeben wollte, wurde ich nun im Gegenzug mit einem Geburtstagskuchen und zahlreichen Blumengirlanden um meinen Hals sowie einer kleinen Ganesha-Statue als Geschenk von der Gruppe überrascht.

Dieser Geburtstag war sicher einer der schönsten, die ich in den letzten Jahren hatte – und das waren in meinem Fall ja durchaus auch schon ein paar… 😉

Raj Mahal & Jehangir Mahal

Wie bereits erwähnt ist Orchha unter anderem für seine Paläste bekannt – berühmt wäre vielleicht zu viel gesagt: die Paläste lohnen den Besuch aber in jedem Fall.

Als erstes wird einem Besuch ein Dilemma Indiens bewusst: natürlich gibt es Gelder für die Instandhaltung alter Denkmäler, aber natürlich werden diese Gelder priorisiert – es gibt schließlich weit mehr Denkmäler als Geld zur Verfügung steht. Das bemerkt man, bedauerlicherweise, sobald man die Räume mit Deckenmalereien betritt. Viele sind noch intakt, aber an einigen ist schon so viel Farbe abgeblättert, dass das ursprüngliche Motiv heute bestenfalls noch zu erahnen ist. Wann jedoch für diese Bauwerke Gelder aus den staatlichen Töpfen zur Verfügung stehen wird, steht noch nicht fest.

Beide Paläste wurden – je nachdem, welche Quelle man sich anschaut, im späten 16. oder im frühen 17. Jahrhundert erbaut, wobei das Raj Mahal das ältere der beiden ist: es wurde von Madhukar Shah erbaut. Sein Nachfolger, Raja Bir Singh Ju Deo, ließ später das Jehangir Mahal (oft auch „Jahangir Mahal“) erbauen, zur Feier des Besuchs von Kaiser Jehangir in Orchha.

https://de.wikipedia.org/wiki/Orchha

http://en.wikipedia.org/wiki/Jahangir_Mahal

http://de.wikipedia.org/wiki/Jahangir

Die Cenotaphen von Orchha

Direkt am Ufer des Flusses Betwa gelegen befindet sich am Rande der Stadt Orchha eine Gruppe von 15 Cenotaphen, die in der Blütezeit der Stadt gebaut wurden: in dieser Zeit, im 17. Jahrhundert, erblühte Orchha, da die hier herrschenden Bundelas Salim – dem Sohn von Kaiser Akbar, dem Herrscher Agras – zu Hilfe kamen und ihn vor der Verfolgung durch seinen Vater schützten. Salim versöhnte sich mit seinem Vater und ging zurück nach Agra, wo er, nach dem Tode seines Vaters, den Thron bestieg und den Namen Jahangir – „Eroberer der Welt“ – annahm.

In dieser neuen Machtposition erinnerte er sich an die Unterstützung, die er in Orchha durch die Bundelas erfahren hatte, und bedankte sich großzügig. In dieser Zeit entstanden auch die von uns früher an diesem Tage bereits besichtigen Paläste.

Die Cenotaphen – ein Cenotaph ist ein Grabmal – wurden zu Ehren verschiedener Vorfahren der Bundelas gebaut, darunter sind Maharaja Bir Simh, Jaswant Singh, Vir Singh Deo, Jaswant Singh, Udait singh und Pahar Singh.

Leider hatte ich jedoch nicht unendlich viel Zeit um diese schönen Gebäude zu besichtigen, da wir zunächst noch für einen Kochkurs angemeldet waren und später am Abend bereits wieder nach Jhansi zurückkehren würden, um unseren Nachtzug nach Varanasi zu erreichen.

Kochvorführung bei Vandana

Am Abend erwartete uns noch ein besonderes Erlebnis: eine Kochvorführung, bei der uns die Zubereitung verschiedener indischer Gerichte gezeigt wurden – die wir dann, als Abschluss, zum Abendessen serviert bekamen.

Wir wurdem am Hotel wieder mit den üblichen Rickshaws abgeholt und fuhren quer durch Orchha, bis wir vor einem kleinen Haus anhielten – wir waren am Ziel, dem Wohnhaus von Vandana, die uns in den nächsten 2 Stunden viel über die Zubereitung eines alltäglichen indischen Essens erklärte… und das Ganze dabei auch noch fürchterlich einfach aussehen ließ.

Zunächst wurden Zettel mit den verschiedenen Rezepten ausgeteilt – an der Stelle dachten wir noch, dass davon ein oder zwei Sachen gekocht würden, aber nicht gleich die ganze Speisekarte: weit gefehlt.

So wurden nacheinander Kartoffeln, Spinat, Auberginen, Reis, Kichererbsen, Linsen, unzählige Gewürze und einiges anderes, woran ich mich im Moment nicht mehr erinnere, zu einem ausgesprochen leckeren Essen zubereitet – nach Vandanas Auskunft hat sie weniger als die Hälfte der Gewürze genutzt, die sie normalerweise nutzen würde, wenn sie für ihre Familie kocht… scharf war es trotzdem… reichlich… 😉 … aber eben auch ausgesprochen lecker.

Insofern kann ich diese Kochdemonstration jedem, den es mal nach Orchha verschlägt, einfach nur wärmstens empfehlen.

https://www.facebook.com/VandanaDubeyOrchhaCookingclass

Eine nächtliche Taxifahrt

Nachdem wir unser Abendessen genossen hatten hieß es Abschied nehmen von Orchha: es ging zunächst per Rickshaw zurück zu unserem Hotel, von dort dann per Taxi nach Jhansi, wo wir unseren Nachtzug nach Varansi erreichen mussten.

Eine Rickshaw-Fahrt ist ja schon ein Erlebnis, vor allem wenn man etwas größer gewachsen ist und somit mit dem Kopf permanent hinter den seitlichen Ausläufern der Dachplane hängt und kaum nach draußen schauen kann, es sei denn, man legt sich einen ordentlichen Buckel zu… aber zusätzlich gibt es natürlich noch die Dachkonstruktion, die aus Metallrohren besteht… sagen wir es mal so, ich hab auf den diversen Rickshaw-Fahrten nicht nur eine Beule am Kopf abbekommen.

Nun aber hieß es, in einem wirklichen Taxi platz zu nehmen, was uns zunächst wie wahrer Luxus vor kam.

Die Fahrt war rasant, ein besseres Wort fällt mir dazu nicht ein. Grundsätzlich ist der Straßenverkehr in Indien ja schon nicht mit dem in Europa zu vergleichen – hier in Frankfurt ist selbst die übelste Rush-Hour harmlos im Vergleich zu dem, was in Indien „normaler Straßenverkehr“ ist…

Aber das Ganze gleich noch bei Dunkelheit?

Die Fahrweise der indischen Taxifahrer ändert sich bei Dunkelheit nicht wirklich – es wird überholt, egal ob man die Straße einsehen kann oder nicht, und auch wenn man sie einsehen kann und Gegenverkehr sichtbar ist – irgendwer wird schon Platz machen, und wenn man es selber ist und sich dafür zwischen zwei dicht aufeinander auffahrende LKWs drängen muss, dann ist das halt so. Passt schon.

Und so wird gehupt, die Lichthupe benutzt, überholt, auch wenn gerade Gegenverkehr kommt, auch durch unbeleuchtete Fahrzeuge im Gegenverkehr (sowie auch in der eigenen Richtung) lässt man sich nicht ablenken, die Touristen an Bord staunen derweil über die Rickshaws mit 5-10 Personen an Bord (die schon mit drei Europäern gut beladen scheinen), Motorräder, auf denen drei oder vier Personen sitzen, oder auch „nur“ eine Frau im Sari quer zur Fahrtrichtung auf dem Rücksitz.

Kurzum: eine nächtliche Taxifahrt ist ein Erlebnis. Sicher keins für Menschen, die leicht nervös werden, aber für alle anderen ist es einfach nur beeindruckend.

Varanasi: erster Rundgang & Sonnenuntergang auf dem Ganges

Nach ca. 12 Stunden Zugfahrt, dieses Mal mit einem Nachtzug, trafen wir in Varanasi ein, eine der ältesten permanent bewohnten Städte der Welt – die Ursprünge dieser Stadt gehen über 3000 Jahre zurück.

Vom Bahnhof aus wurden wir wieder einmal per Rickshaws zum Hotel gebracht wurden. Nach der üblichen Zeit zur Erholung ging es dann zum ersten Erkundungsrundgang in die Stadt – diesmal fuhren wir allerdings nicht mit Motor-Rickshaws, sondern mit Fahrrad-Rickshaws: ist etwas gewöhnungsbedürftig, und wenn ich die Wahl habe, nehme ich dann doch lieber die motorisierte Variante. Mag teurer sein, ist aber auf jeden Fall komfortabler.

Ungefähr 20 Minuten später befanden wir uns inmitten von Varanasi, inmitten von tausenden von Menschen auf einer schmalen Straße, wie üblich gesäumt von dutzenden kleiner Geschäfte. Von hier aus ging es zu Fuß weiter durch die Straßen, in Richtung Ganges, dem heiligen Fluss der Hindus, der auf einer Strecke von ca. 2.600 Kilometern seinen Weg durch Indien und Bangladesh macht.

Leider ist der Fluß durch die Zuleitung nicht nur von Industrieabwässern heute sehr stark belastet, von einem Bad ist daher für „Westler“ definitiv abzuraten – unser Immunsystem hätte danach wohl doch einiges zu tun… aber schließlich waren wir ja auch nicht dafür hier her gekommen.

Nachdem wir einen Markt durchquert hatten fanden wir uns dann plötzlich am oberen Ende von Treppen, die – zwischen dem Manmandir Ghat und dem Prayag Ghat gelegen – hinunter zum Ganges, und dort zu einer Plattform sowie zu einem kleinen „Strand“, an dem dutzende Holzboote lagen. Und genau auf ein solches Boot steuerten wir zu – denn jetzt ging es für uns auf den Fluss zu einer ersten Rundfahrt.

Unser erstes Ziel war dabei das gegenüberliegende Ufer des Ganges, welches im Gegensatz zu dem, an dem wir uns gerade noch befanden, vollständig unbebaut ist. Der Hintergrund dafür ist, dass dies Überschwemmungsflächen sind, die durchaus früher auch bewohnt waren: allerdings wurden diese Gebiete regelmäßig überflutet, was dazu führte, dass irgendwann festgelegt wurde, dass hier niemand mehr wohnen dürfte. Somit entstand hier ein einige Quadratkilometer großes leeres Gebiet.

Einmal angekommen haben wir uns hier postiert, um die hinter der Kulisse der Uferbebauung von Varanasi untergehende Sonne zu beobachten.

Einige Zeit später ging es dann weiter, zunächst noch etwas den Fluss hinauf, bevor wir dann in einem Bogen zurück in die Richtung vom Manmandir Ghat fuhren. Auf dem Weg bekam jeder von uns ein kleines Papierschiffchen mit einer Kerze in der Hand, die wir angezündet und dann auf das Wasser des Ganges gelegt haben, zusammen mit einem Wunsch… der natürlich niemandem erzählt werden darf, sonst geht er nicht in Erfüllung.

Nach dieser Zeremonie fuhren wir weiter, am Manmandir Ghat vorbei zum direkt daneben liegenden Prayag Ghat, wo sich bereits tausende Menschen an Land sowie hunderte Boote auf dem Fluss versammelt hatten, um dem Abendgebet beizuwohnen. Die Zeremonie wird hier von 7 Brahmanen geleitet und ist, auch aus der Distanz betrachtet, beeindruckend.

http://de.wikipedia.org/wiki/Varanasi

http://www.varanasicity.com/

Morgens auf dem Ganges

Der nächste Tag fing für uns fast genau so an, wie der letzte aufgehört hatte – mit einer Bootsfahrt auf dem Ganges.

Zunächst ging es wieder vom Manmandir Ghat aus flussabwärts an zahlreichen Ghats vorbei, wobei wir Menschen beim rituellen Bad im Ganges beobachten konnten, aber auch ganz „normale“ Tätigkeiten, die tagtäglich an den Ufern stattfinden: hier wird Wäsche gewaschen (wobei wir bei dem Anblick die Hoffnung hatten, dass die Bettwäsche und Handtücher aus unserem Hotel hier nicht dabei waren), hier putzen sich Menschen die Zähne (tatsächlich mit Wasser aus dem Ganges!), hier wird meditiert, man sieht Gruppen beim morgendlichen Yoga, aber auch Jogger, Spaziergänger und Menschen, die einfach eine Runde mit dem Hund raus gegangen sind.

Als nächstes ging es flussaufwärts, wieder vorbei am Manmandir Ghat und weiter bis zum Manikarnika Ghat, der Stelle, an der die religiöse Zeremonie der Leichenverbrennung stattfindet: hier, und nur hier, wird die Seele des Verstorbenen direkt aus dem Zyklus von Tod und Wiedergeburt herausgenommen – ein Zustand der Moksha oder Mukti genannt wird – das Höchste der Lebensziele, die es im Hinduismus zu erreichen gilt.

Natürlich gilt hier, nicht zuletzt auch aus Respekt den Toten sowie den Angehörigen gegenüber absolutes Fotoverbot, sofern man nicht ganz explizit von jemandem dazu die Erlaubnis bekommt. Leider wird auch dieser Respekt von vielen nicht gezeigt, vom Ganges aus sowie auch später von Land aus wurde von vielen fotografiert, wenn auch verhaltener als an anderen Orten.

Wieder an Land ging es dann zu Fuß durch die engen Gassen von Varanasi zu einer Bäckerei, wo wir frühstücken konnten, und weiter zu dem Markt, an dem wir wieder eine Rickshaw finden konnten, um weiter nach Sarnath zu fahren.

http://en.wikipedia.org/wiki/Manikarnika_Ghat

http://de.wikipedia.org/wiki/Moksha

http://www.varanasicity.com/manikarnika-ghat.html

Sarnath: der Ort von Buddhas erster Predigt

Nachdem wir in Varanasi nach unserem morgendlichen Ausflug noch gefrühstückt haben, haben wir uns – zusammen mit ein paar Mitreisenden – zwei Rickshaws gemietet und uns nach Sarnath fahren lassen. An diesem Ort hat Buddha seine erste Predigt gehalten, heute ist es eine heilige Stätte der Buddhisten. Sarnath ist eine der vier Pilgerstätten der Buddhisten, die drei weiteren sind Lumbini (der Ort, an dem Buddha geboren wurde – welchen wir auf unserer Tour noch sehen würden), Kushinagar (der Ort, an dem Buddha gestorben ist) sowie Bodh Gaya (der Ort, an dem Buddha die Erleuchtung erlangte).

http://de.wikipedia.org/wiki/Sarnath

http://en.wikipedia.org/wiki/Sarnath

Hier befinden sich heute noch die Reste einiger historischer Gebäude – Stupas sowie eines Klosters sowie eine der Säulen Ashokas – sowie ein um 1930 gebautes Kloster.

http://www.buddhanet.net/e-learning/buddhistworld/sarnath.htm

http://www.sacred-destinations.com/india/sarnath

Über die Grenze: von Varanasi nach Lumbini

Am nächsten Morgen war es dann so weit – unsere nächste längere Strecke, dieses Mal sollte es aber nicht mehr per Zug weiter gehen, sondern per Bus: die Strecke dieses Tages sollte uns von Varanasi aus in Richtung Norden durch unzählige kleine Dörfer und eine Hand voll kleinere bis mittlere Städte führen.

An unseren Fenstern zogen viele Märkte, Geschäfte, Häuser, Hütten, Restaurants, Felder, Tempel, Flüsse sowie Eisenbahnstrecken – an deren Bahnübergängen wir dann wieder das beliebte Spielchen „alle so weit wie möglich und in so vielen Spuren wie möglich direkt an die Schranke“ beobachten – vorbei, bis wir dann nördlich von Nautanwa an der Grenze ankamen.

Unser Bus brachte uns aber nicht über die Grenze, sondern nur bis kurz davor – die letzten paar hundert Meter mussten wir zu Fuß gehen, mit unserem Gepäck. Während wir nun also die Straße entlang gingen, und dabei wieder einmal von einer ganzen Heerschar von Händlern mit den bestmöglichsten Angeboten für so ziemlich alles Mögliche beglückt wurden, ging unser Tourguide plötzlich auf ein Haus mit einem breiten Vorhang in der Front zu und zog diesen beiseite… erst jetzt fiel mir der Schriftzug „Immigration“ darüber auf. Wäre ich alleine unterwegs gewesen, ich hätte mich wahrscheinlich dumm und dusselig nach dem Schalter für die Ausreise aus Indien gesucht.

Also ging es mit allen 16 (inkl. Tourguide) von uns hinein in die „Amtsstube“ – direkt hinter dem Vorhang stand ein breiter Tisch an dem 4 oder 5 Männer saßen, mit Blick hinaus auf die Straße, allerdings sollten wir uns nicht vor, sondern hinter den Tisch (und den daran sitzenden Männern) begeben. Das Ganze kam den meisten von uns zwar irgendwie merkwürdig vor, denn immerhin saßen die Herren damit mit dem Gesicht von uns weg (in Richtung Straße blickend) an ihrem Tisch, wir befanden uns hinter ihren Rücken – aber schlussendlich funktionierte es. Jeder von uns bekam seinen Ausreisestempel, einige ließen sich den Vermerk eintragen, dass sie kurz darauf wieder nach Indien einreisen würden (denn normalerweise müssen zwischen Ausreise und Wiedereinreise zwei Monate vergehen), und schon hatten wir unsere Pässe wieder.

Weiter ging es, wieder zu Fuß, in Richtung der eigentlichen Grenze – ein Tor, durch welches man Indien verlässt, danach überquert man ca. 5 Meter „Niemandsland“, dann kommt ein weiterer Torbogen, durch den man nun Nepal betritt.

Kurz dahinter ging es dann wieder zu einem Haus am Rande der Straße, dieses Mal für die Einreise nach Nepal. Praktischerweise hatten Sabrina und ich das Visum für Nepal bereits im Konsulat in Frankfurt erhalten, daher wurden unsere Pässe nur kontrolliert und abgestempelt, Formulare gab es für uns keine zum ausfüllen, insofern hatten wir „Freizeit“, bis unsere Mitreisenden allesamt ihre Formulare ausgefüllt und ihre Visa erhalten hatten.

Als auch das erledigt war ging es nochmals ein paar Meter zu Fuß weiter auf den daneben liegenden Parkplatz, auf dem nun unser Bus, samt Fahrer und Helfer, warteten, um mit uns in Richtung Lumbini abzufahren. Das Gepäck wurde auf dem Dach des Busses verstaut, wir im (klimatisierten) Innenraum, und schon ging es los.

Für die 28 Kilometer, die noch zu fahren waren, wurden uns auf dem Schild an der Grenze gemütliche 1:30h angezeigt, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp unter 19km/h bedeutet – und, tatsächlich, brauchten wir deutlich über eine Stunde bis zu unserem Ziel, wenn auch nicht ganz 90 Minuten.

Schon auf dieser ersten Fahrt fielen uns aber deutliche Unterschiede zu Indien auf: zunächst wird in Nepal in der Tat wesentlich „gemütlicher“ gefahren als in Indien, aber – vor allem – wird leiser gefahren: in der gesamten Zeit in Nepal haben wir nicht so viele hupende Autos (oder LKWs) gesehen bzw. gehört, wie in Indien an einem einzigen Vormittag.

Am Ende unserer Fahrt – die gesamte Strecke des Tages dürfte ca. 350km betragen haben – kamen wir kurz vor Sonnenuntergang in Lumbini am Buddha Maya Garden Hotel an.